Erstversorgung von Fund-Kitten

 

Wenn man mit solch kleinen, hilflosen Würmchen konfrontiert ist, fahren Herz und Verstand erstmal Achterbahn. Bitte bewahren Sie trotzdem Ruhe und handeln Sie mit Bedacht.

 

Bitte treffen Sie die Entscheidung, ob die Kleinen bei Ihnen zuhause aufgezogen werden können, oder ob Sie sie in einem Tierheim oder einem privaten Tierschutzverein zur weiteren Versorgung abgeben müssen, relativ rasch. Es macht wenig Sinn, mit den Kleinen zuerst stundenlang einiges zu probieren und erst später, wenn man sich doch unsicher geworden ist, Hilfe zu suchen. Leider erschwert solches Handeln die weitere Aufzucht oft ungemein und man hat es dann leider oft mit hausgemachten Komplikationen zu tun. Den Ratschlag, nur gut durchdachte Handlungen zu setzen, kann ich bei Flaschenkindern aus teils trauriger Erfahrung leider nicht oft genug betonen! Wenn Sie sich der Herausforderung der Handaufzucht stellen können und wollen, beachten Sie punkto "Erstversorgung" bitte unbedingt folgende Tipps.


Solch kleinen Würmchen gehört rasch geholfen... jedoch gibt es auch einiges zu beachten! Fehler in der Erstversorgung können leider schlimme Folgen haben.


Zuerst einmal: Es wird nicht gefüttert, bevor die Kleinen nicht aufgewärmt sind! Besonders Kitten in den ersten 3 Lebenswochen benötigen unbedingt eine Wärmequelle wie z.B. eine Wärmeflasche oder einen SnuggleSafe, um ihre Körpertemperatur zu halten. Es ist fatal, unterkühlte Kitten rasch füttern zu wollen -> sie werden sich aufgrund ihres lethargischen Gesamtzustandes verschlucken, was oft schlimme Lungenprobleme nach sich zieht. Also bitte: nichts überstürzen! Die Kitten etwas aufwärmen und die Bäuchlein etwas durchmassieren. Erst dann erfolgt die erste Fütterung!

 

Füttern Sie KEINESFALLS „aus der Not heraus“ Kuhmilch oder „Katzenmilch“ aus dem Supermarkt! Wenn Sie keine Aufzuchtmilch für Katzen parat haben, eignen sich zur Erst-Fütterung ein paar Tropfen abgekochtes Wasser mit etwas Traubenzucker versetzt. So verhindern Sie eine weitere Austrocknung der Kleinen und helfen Ihnen durch die Glucose ein wenig auf die Beine. Dann muss jedoch rasch gehandelt werden -> Aufzuchtmilch muss her!

Aufzuchtmilch für Kitten ist im Zoofachhandel (Fressnapf, Futterhaus…) erhältlich. Es handelt sich dabei um Pulver, welches nach Packungsanleitung mit abgekochtem Wasser angemischt wird. Am Wochenende oder nach Geschäftsschluss können Sie einen Tierärzte-Notdienst in Ihrer Gegend anrufen – auch Tierärzte haben meistens eine Packung Aufzuchtmilch lagernd. Außerdem hat so gut wie jedes Tierheim oder Tierschutzverein Milchpräparate lagernd und geben es für solche Notfälle ab. WICHTIG ist es jedenfalls, nicht in der ersten Panik „irgendwas“ zu füttern, denn das kann schwerwiegende Folgen haben und hilft den Kleinen letztlich nicht.

 

Haben Sie eine Aufzuchtmilch erworben, sollten Sie fortan bei dieser Marke bleiben. Die einzige Ausnahme wäre, wenn es zu große Komplikationen damit gäbe (Unverträglichkeit, starker Durchfall, keine Gewichtszunahme…), dann könnte – je nach Situation – auch ein Wechsel sinnvoll sein. Bevor bei solchen Problemen die Milch als „Übeltäter“ in Verdacht gestellt wird, sollte aber ein Gesundheits-Check beim Tierarzt erfolgen, denn meistens sind für solche Probleme Parasiten oder Krankheiten verantwortlich. Generell würde ich, wenn alles gut läuft, nie einfach so die Aufzuchtmilch wechseln.


Bitte kontaktieren Sie sofort einen Tierarzt oder ein Tierheim / einen Tierschutzverein, falls Sie z.B. abends oder am Wochenende Aufzuchtmilch benötigen! 


Achten Sie auch bei der Erst-Fütterung darauf, die Kitten nur in aufrechter Position zu füttern (keine Rückenlage!) und flößen Sie die Milch bei schwachen Kitten nur tröpfchenweise ein. Geschwächte Kitten können oft nicht von der Flasche trinken und benötigen eine Fütterung per Spritze mit Säuge-Aufsatz. Nach der ersten Mahlzeit wird das Bäuchlein massiert und meist erfolgt zumindest gleich Urinabsatz.

 

Bitte überstürzen Sie bei sehr mageren Kitten nichts bei der Futtermenge! Man neigt dazu, magere und schwache Kitten "vollzufüttern" vor Mitleid, tut dem kleinen Körper damit aber leider nichts Gutes. Beginnen Sie, LANGSAM anzufüttern. Grobe Faustregel: Ein Kitten verfügt über ca. 4 ml Magenvolumen pro 100 g Körpergewicht. Es macht also wenig Sinn, z.B. ein 150 g Kitten mit 10 ml "anzufüllen". Es kommt häufig zu Verdauungsbeschwerden und Koliken, wenn geschwächte Kitten zu heftig angefüttert werden. Es sollte langsam begonnen werden. Lieber zu Beginn weniger, dafür öfter kleine Portionen füttern. Das bekommt geschwächten Kitten besser als eine "Riesenladung".

 

Anhand der Konzentration des Urins können sie ungefähr abschätzen, wie lange die Kleinen schon unversorgt waren. Ist der Urin hellgelb und riecht kaum, hat das Kleine sicherlich in den letzten Stunden noch eine Mahlzeit erhalten. Ist der Urin jedoch deutlich gelb, manchmal sogar dunkelgelb und riecht intensiv, müssen Sie davon ausgehen, dass das Kleine schon länger nicht versorgt wurde. Je mehr ein Kitten austrocknet, desto mehr konzentriert sich der Urin.

 

Weitere Hinweise darauf, dass ein Kitten bereits länger unversorgt war, sind deutliche Falten am Bauch und ein fehlende Körperspannung. In vielen Fällen ist zum Start eine Infusion beim Tierarzt mit etwas Glucose-Lösung nötig, bevor die Kitten in der Lage sind, wieder selbst Nahrung aufzunehmen. Oft setzt der Saugreflex erst nach dieser Erstversorgung wieder ein.